Wie oft erwischen wir uns dabei, uns eine Meinung zu schnell zu bilden.
Zum Beispiel auf Grund von Kleidung, Gewohnheiten, Eigenschaften und allgemeine Äußerlichkeiten anderer Menschen.
Ich erwische mich dabei und arbeite ständig daran, dass zu ändern. Oft liegen wir mit unserer Meinung vollkommen falsch.
Ist es nicht auch eine Form von Stärke zu sagen, dass wir uns geirrt haben?
Viel leichter wäre es, wenn wir gar nicht erst in diese Falle tappen, vorschnell zu urteilen.
Wie urteilen wir über uns? Welche Meinung bilden wir uns über uns?
Sind wir auch stark genug, diese zu revidieren, wenn wir uns weiterentwickelt haben? Oder wenn wir uns geirrt haben?
Bei diesem Thema passt das Gedicht von Kristiane Allert-Wybranitz besonders gut.
Menschenkenntnis
Ich zog einen Sommerrock an,
eine adrette Bluse,
lockte mir die Haare
und schminkte mich dezent.
Da war ich eine junge Dame
– vielversprechend und angenehm.
Ich zog Lederhose an,
T-Shirt und Weste,
ließ die Haare
verwuschelt im Wind.
Da war ich eine Rockerbraut
– eine von den „Verlorenen“.
Ich zog einen Schlitzrock an
und ein tiefes Dekolletee,
hochhackige Schuhe und
schminkte mich grell.
Da war ich eine Prostituierte
– eine von denen.
Ich zog einen langen Rock an,
eine weite Bluse darüber,
steckte mir eine Blume
in mein wildes Haar.
Da war ich ein Hippiemädchen
– eine die nicht arbeitet.
Ich zog ein Sommerkleid an,
nach der neuesten Mode,
trug die Haare nett frisiert
und nahm einen Kinderwagen mit.
Da war ich eine junge Mutter
Manche wissen’s eben ganz genau!
(Kristiane Allert-Wybranitz)